[Literaturnotizen] „Digitaler Minimalismus“ von Cal Newport

Was sind Literaturnotizen?

Literaturnotizen sind die Passagen eines Buches, die ich am wichtigsten fand. Es sind die Gedanken der Autorin oder des Autors, nicht meine eigenen, allerdings in meinen eigenen Worten wiedergegeben. Es kann sein, dass sie nicht immer verständlich sind – aber in der Summe vielleicht doch nützlich. Ich wollte sie einfach teilen, da ich sie eh habe. Ich prüfe die Literaturnotizen nicht auf Rechtschreibung, Sinnhaftigkeit, political correctness oder alles andere, was dich stören könnte. Nimm sie, wie sie sind, und mach was draus.

Autor: Cal Newport
Titel: Digitaler Minimalismus

Worum geht`s? (Klappentext)

In seinem Bestseller Konzentriert arbeiten bewies Cal Newport bereits, dass ablenkungsfreie Konzentration die Arbeitseffektivität steigert und die Reduktion der technischen Geschäftigkeit enorm viel Zeit und Nerven einspart – so arbeitet es sich nicht nur effektiver, sondern auch glücklicher.

In seinem neuen Buch Digitaler Minimalismus spinnt er diesen Gedanken noch weiter und zeigt, dass der Schlüssel zu einem guten Leben in der Hightech-Welt darin besteht, die Nutzung der Technologien in allen Bereichen des Lebens auf das Wesentlichste zu reduzieren. Mithilfe seiner Methode zum Digital Detox wird man lernen, digitalen Ablenkungen künftig zu widerstehen, Online-Tools nur intentional zu nutzen und das Leben so um ein Vielfaches zu vereinfachen.

Ein unverzichtbarer Leitfaden für all diejenigen, die sich nach einem entspannten Leben im Abseits der digitalen Welt sehnen.

Meine Literaturnotizen

Menschen sind wegen des modernen digitalen Lebens erschöpft. Dabei ist es nicht eine einzige App oder Website, die das verursacht, sondern die Masse an verführerischen Reizen, die um unsere Aufmerksamkeit buhlen und unsere Stimmung manipulieren.

Wir haben online immer mehr das Gefühl, dass wir unsere Selbständigkeit aufgeben, wegen der Apps und Tools. Wir haben sie freiwillig installiert und wollten das natürlich nicht. Aber langsam schleichen sie sich ein und übernehmen die Kontrolle. Wir haben uns auf Facebook angemeldet, um besser mit unseren Freunden in Kontakt zu bleiben, aber können kein Gespräch mehr mit unseren Freunden führen, ohne es dauernd mit den Smartphones zu unterbrechen.

Die erste Kraft digitaler Medien ist periodische positive Bestätigung. Der Like-Button hat uns süchtig nach der Bestätigung gemacht: Werden Leute auf meine Inhalte reagieren oder nicht? Ersteres erzeugt Ausschläge von „Pseudo-Genuss“, während sich letzteres schlecht anfühlt. Beides ist schwer vorherzusagen, daher ist posten und checken, ob jemand reagiert hat, so reizvoll.

Die zweite Kraft ist soziale Bestätigung. Wir können nicht ignorieren, wie andere über uns denken.

Ob es (in der App) eine neue Benachrichtigung gibt oder nicht: beides fühlt sich nicht gut an, sagt Pearlman über das dauernde Checken sozialer Medien. Was auch immer wir uns wünschen zu sehen, es kommt nie ganz heran.

Wenn wir eine Textnachricht ignorieren, ist das für unser altes Gehirn so, als würden wir mit unserem Stammesmitglied am Feuer sitzen und es ignorieren, wenn es unsere Aufmerksamkeit will – ein gesellschaftlich gefährlicher Fauxpas.

Diese Features einer sozialen Feedback-Schleife (Likes, Kommentare etc.) sind so gestaltet, dass sie unser Gehirn „hacken“. Es wird eine Schwäche der menschlichen Psyche ausgenutzt.
Meine Notiz: Social-Media-Plattformen hacken die menschliche Psychologie, indem sie Schwachstellen ausnutzen, um uns enger an die Plattformen zu binden.

Wir befinden uns in einem ungleichen Rüstungswettlauf: Die Tech-Konzerne verkrüppeln unsere Selbständigkeit, indem sie immer besser Schwachstellen unserer Psyche ausnutzen, während wir noch naiv begeistert sind über die tollen Spielzeuge, die uns von Nerd-Göttern überreicht wurden.

Digitaler Minimalismus: Ein Ansatz zur Technologie-Nutzung, nach dem wir unsere Online-Zeit auf eine kleine Zahl sorgsam ausgewählter und optimierter Aktivitäten beschränken, die die Dinge unterstützen, die uns wichtig sind, und fröhlich alles andere verpassen.

Digitale Minimalisten bewerten neue Technologien mit einer Kosten-Nutzen-Analyse: Wenn eine neue Technologie nur eine kleine Verbesserung oder Ablenkung darstellt, wird sie ignoriert. Sogar, wenn eine neue Technologie verspricht, die eigenen Werte zu unterstützen, fragen sich DM: Ist das die beste Methode, Technologie zur Unterstützung dieses Wertes zu nutzen? Wenn nein, wird der Minimalist nach anderen Optionen suchen.

Prinzip 1: Durcheinander ist kostspielig. Digitale Minimalisten wissen, dass die Kosten, mit zu vielen Geräten und Services zu agieren, die kleinen Vorteile übersteigen, die das einzelne Gerät oder Service vielleicht bringen mag. Prinzip 2: Optimierung ist wichtig. Zu erkennen, dass eine bestimmte Technologie die eigenen Werte unterstützt, ist das eine. Um diesen Nutzen zu maximieren, müssen sie sorgfältig darüber nachdenken, wie sie die Technologie nutzen werden. Prinzip 3: Absicht ist befriedigend. Digitale Minimalisten ziehen große Befriedigung daraus, absichtsvoll mit Technologie umzugehen. Das ist unabhängig von den einzelnen Entscheidungen, die sie diesbezüglich treffen.

Henry David Thoreau entwickelt in „Walden“ die Regel, dass der Preis einer Sache davon abhängt, wie viel Leben ich dagegen eintauschen muss, entweder sofort oder langfristig. Er wechselt also den Fokus von Geld auf Zeit.

Die Wette der Amish-People ist es, dass Absichtlichkeit (Technologie absichtsvoll und bewusst zu nutzen) der Bequemlichkeit vorzuziehen ist. Sie scheinen recht zu haben.

Als erstes räumen wir digital auf: ein Zeitraum von dreißig Tagen, an denen wir keine optionalen Technologien nutzen. Stattdessen (wieder-)entdecken wir Aktivitäten und Verhaltensweisen, die wir befriedigend und bedeutungsvoll finden. Am Ende führen wir einige optionale Technologien wieder ein. Für jede dieser Technologien definieren wir, in welcher Weise sie unserem Leben dient und wie genau wir sie nutzen wollen, damit sie diesen Wert erbringt.

Schritt 1: Definiere deine Technik-Regeln

Als generelle Regel sollte man eine Technologie als optional sehen, solange ihre Nichtnutzung nicht krasse Schäden in den täglichen Abläufen unseres privaten oder beruflichen Lebens verursacht.

Bei Technologien, die weitgehend optional sind, aber ein paar unverzichtbare Anwendungsfälle haben (bei mir zum Beispiel Instagram, da ich dort Reichweite möchte), sollte man sich klare Regeln geben, wie man die Technologie nutzen will. Diese Regeln bestimmen genau, wie und wann man die Technologie nutzen will – und wie und wann nicht.

Zusammenfassung von Schritt 1: Der digitale Aufräumprozess beschäftigt sich hauptsächlich mit neuen Technologien, wie Apps, Websites und Werkzeuge, die auf einem Computer oder mobilen Bildschirm genutzt werden; ggf. also auch Videospiele und Streaming-Angebote. Wir machen eine dreißigtägige Pause von den Diensten, die wir als optional definieren, also diese, deren Nichtnutzung keinen Schaden anrichten würde. Manche Dienste werden wir nur reduziert nutzen, wofür wir uns klare Regeln geben. Wir sollten die Liste von „verbotenen“ Diensten und die Regeln für eingeschränkte Dienste aufschreiben und sichtbar aufhängen. Klarheit darüber, was wir während der dreißig Tage dürfen und was nicht, ist der Schlüssel zum Erfolg.

Schritt 2: Mache eine dreißigtägige Pause

Während des dreißigtägigen Verzichts auf optionale Technologie sollen wir herausfinden, was uns wichtig ist und welche Tätigkeiten wir außerhalb des digitalen Lebens genießen. Es ist wichtig, das herauszufinden, bevor wir am Ende bestimmte Technologien wieder einführen.

Schritt 3: Technologie wieder einführen

Das Ziel ist, mit einer leeren Leinwand zu starten und nur die Technologien wieder einzuführen, die unseren strikten minimalistischen Regeln genügen. Hier entscheidet sich, ob der Prozess langfristig Veränderungen bringt. Es gibt drei Filter, durch die es eine Technologie „schaffen“ muss, um wieder eingeführt zu werden: 1. Unterstützt diese Technologie direkt etwas, das mir wirklich wichtig ist? 2. Ist diese Technologie der beste Weg, um diesen Wert zu erzeugen? 3. Wie werde ich die Technologie nutzen, um seinen Wert zu maximieren und die Schäden zu minimieren?

Zusammenfassung von Schritt 3: Die Pause von einem Monat setzt unser digitales Leben auf Null zurück, sodass wir es von Grund auf neu bauen können, gezielter und minimalistischer. Dafür nutzen wir die drei Fragen („Minimalist Technology Screen“). Indem wir die Technologien sorgsam wieder einführen, legen wir die Grundlage für unser Leben als digitale Minimalisten.

Einsamkeit / Alleinzeit („solitude“) ist ein subjektiver Zustand ohne den Input anderer Geister. Man muss dazu nicht allein in einer Hütte im Wald sitzen, was für viele schwierig in den Alltag zu integrieren wäre.

Alleinzeit ist wichtig für unsere Zufriedenheit und Produktivität. Viele wichtige Denker (Descartes, Newton, Locke, Pascal, Spinoza, Kant, Leibniz, Schopenhauer, Nietzsche, Kierkegaard, and Wittgenstein) lebten ein zurückgezogenes Leben.
Meine Notiz: Scheinbarer Widerspruch zu The Extended Mind, wo in der Einleitung gerade dieser Mythos des einsamen Denkers in Frage gestellt wird. Vielleicht haben diese Denker keine Familie gehabt, aber waren auf andere Weise mit der Welt verbunden.

Laut Michael Harris Buch „Solitude“ erzeugen neue Technologien eine Kultur, die unsere Zeit allein mit unseren Gedanken untergräbt, was er als gravierend bezeichnet. Alleinzeit habe drei entscheidende Nutzen: neue Ideen, Selbstverständnis und die Verbindung zu anderen.
Meine Notiz: Das passt dann wieder, weil diese Geräte ja nicht echte Verbindung erzeugen, sondern wir mit den Geräten einsamer sind, als wenn wir allein ohne Technologie im Wald herumlaufen. Das sieht man wunderbar in der U-Bahn, wo wir umgeben sind von Menschen, aber keine Verbindung mehr miteinander herstellen.

Es ist heute so einfach wie nie zuvor, Alleinzeit komplett aus unserem Leben zu verbannen.

Alleinzeit-Entzug: Ein Zustand, in dem wir keine Zeit allein mit unseren Gedanken und ohne Input von außen verbringen.
Meine Notiz: Das geht auch, wenn man viel allein ist, indem man sich permanent ablenkt und betäubt.

Smartphones sind die Hauptursache für Alleinzeit-Entzug. Newport empfiehlt, regelmäßig, täglich Zeit ohne diese Geräte einzuplanen, sei es bei einer kurzen Erledigung oder einen kompletten Abend.
Meine Notiz: Solitude Deprivation ist ein wichtiges Konzept. Wir sind nicht mehr genug mit unseren Gedanken allein, langweilen uns zu wenig.

Es geht ihm nicht darum, dass wir unser Smartphone abschaffen sollten; meistens werden wir es bei uns haben und seine Annehmlichkeiten genießen. Er will uns aber überzeugen, dass es vernünftig ist, ein Leben zu leben, in welchem wir manchmal mit und manchmal ohne ein Smartphone unterwegs sind. Das ist nicht nur vernünftig, sondern eine kleine Veränderung, die uns vor den schlimmsten Effekten von Alleinzeit-Entzug schützen kann.

Mal sollte mehr spazieren gehen, nicht nur allein in einer schöne Landschaft, sondern auch ohne Smartphone.

Wir sind an der sozialen Welt interessiert, weil unser Gehirn, wenn es keine Aufgabe hat (the default network), automatisch damit anfängt, sich damit zu beschäftigen. Unser Gehirn übt in seiner Freizeit, sozial zu sein.
Meine Notiz: Das „default network“ sind die Bereiche, die in unserem Gehirn aktiv sind, wenn wir keine Aufgabe haben.

Ein „Gefällt mir“ ist eine auf die kleinste Einheit reduzierte soziale Interaktion. Unser Gehirn ist aber eigentlich auf komplexe, reichhaltige Face-to-face-Interaktionen konditioniert. Das ist, als würde man einen Ferrari von einem Esel ziehen lassen.

Wir sollten nicht mehr „Gefällt mir“ klicken oder kommentieren. Es ist Gift für unsere Beziehungen, weil es uns suggeriert, diese Interaktion wäre eine gleichwertige Alternative zu einem echten Gespräch.

Das bedeutet dann auch, dass Menschen aus unserem Leben verschwinden werden, nämlich die, mit denen wir nur auf Social Media interagieren. Wir sollten sie ziehen lassen. Die Vorstellung, dass es wertvoll ist, haufenweise schwache soziale Verbindungen zu haben, ist gerade mal ein paar Jahre alt.

Wir sollten den Menschen sagen, dass wir unsere Text-Nachrichten mehrmals am Tag checken, und wenn es dringend ist, sollen sie uns anrufen.

Bürozeiten für Gespräche: Die Idee, regelmäßige Bürozeiten für Anrufe zu haben, wo Leute einfach anrufen können, nimmt den Menschen die Sorge, dass sie stören könnten. Plötzlich haben wir viel mehr Zeit für wertvolle Gespräche.

Wenn wir nur Dinge tun, die dazu dienen, ein Problem zu lösen oder ein Bedürfnis zu befriedigen, kann es uns schnell passieren, dass wir an der Frage verzweifeln, ob das alles im Leben sein soll. Wir sollten stattdessen Dinge in unser Leben aufnehmen, die einfach nur Spaß machen.

Es fällt uns heute, mit Tablets und Smartphones, leichter als je zuvor, uns gegen die existenziellen Fragen abzuschotten und uns zu betäuben. Früher gab es Fernsehen und Saufen, aber die Geräte heute sind um ein Vielfaches effizienter darin, uns abzulenken.

Newport will uns helfen, einem Zustand zu entkommen, wo die passive Interaktion mit unseren Geräten unsere hauptsächliche Freizeit-Beschäftigung ist. Wir sollen diese Beschäftigung mit besseren ersetzen, die sich hauptsächlich in der physischen Welt abspielen. Digitale Technologien sind da zwar weiter vorhanden, aber nur in der unterstützenden Rolle, unsere Freizeitaktivitäten zu organisieren, aber nicht als Freizeitaktivität selbst.

Die Dienste wie Facebook etc. kosten uns immense Mengen an Zeit, egal, welchen Nutzen sie spenden mögen. Man kann kein Unternehmen wie Facebook aufbauen, wenn man die gane Zeit auf Facebook herumhängt.

Newport schlägt einen Saisonplan für unsere Freizeitaktivitäten vor (dreimal im Jahr), der zwei Dinge enthält: Ziele, die wir erreichen wollen, und Gewohnheiten, die wir etablieren wollen. Zusammen tragen diese dazu bei, ein reichhaltiges Freizeitleben zu erschaffen.

Es mag komisch wirken, seine Freizeit so strukturiert zu planen, wo schon im Berufsleben alles so geplant ist. Es kostet aber nur wenige Minuten pro Woche, und ein paar tolle Freizeitaktivitäten vorausgeplant zu haben, wird uns weniger Spontaneität im Leben kosten, als wir befürchten.

Er schlägt vor, alle Social-Media-Apps von seinem Smartphone zu löschen. Es geht nicht darum, diese Plattformen nicht mehr zu nutzen; aber nicht von unterwegs.
Meine Notiz: Wie geht das mit Instagram?

Er schlägt vor, unsere Geräte so zu reduzieren, dass sie in jedem Moment nur eine Aufgabe erfüllen. Das bedeutet, mit Apps wie Freedom alle Apps (und besonders ihre Benachrichtigungen) immer standardmäßig zu blockieren und nur im jeweiligen Anwendungsfall zu entblocken.

Eine Frau aus einem Beispiel versucht, die Zahl an Freunden, mit denen sie in Kontakt ist, unter der Dunbar-Nummer von 150 zu halten – einer theoretischen, maximalen Zahl an Leuten, mit denen wir uns verbunden fühlen können.

Die Dumbphone-Bewegung wird stärker und es gibt mehr Tools.

Zwanghaftes Kommunizieren und Verbinden, zusammen mit magischen Innovationen in der Informationstechnik, haben unsere Kultur im Sturm erobert, bevor wir uns fragen konnten, wozu wir das alles nutzen wollen. Das Ergebnis ist eine vor ungewollten Konsequenzen taumelnde Gesellschaft. Wir haben fröhlich gekauft, was das Silicon Valley uns angeboten hat, aber müssen jetzt feststellen, dass wir unsere Menschlichkeit entwürdigt haben.

Digitale Minimalisten betrachten neue Technologien als Werkzeuge, die sie dazu nutzen können, Dinge zu unterstützen, die einen Wert für sie haben – nicht als Wert an sich. Ein kleiner Zusatznutzen reicht ihnen nicht, eine neue, aufmerksamkeitsfressende Technologie in ihr Leben zu lassen. Stattdessen sind sie wählerisch und erlauben nur die neuen Technologien, die nachhaltig und signifikant ihren Werten dienen. Und sie sind zufrieden damit, alles andere zu verpassen.