[Literaturnotizen] „Perfekt“ („Mastery“) von Robert Greene

Was sind Literaturnotizen?

Literaturnotizen sind die Passagen eines Buches, die ich am wichtigsten fand. Es sind die Gedanken der Autorin oder des Autors, nicht meine eigenen, allerdings in meinen eigenen Worten wiedergegeben. Es kann sein, dass sie nicht immer verständlich sind – aber in der Summe vielleicht doch nützlich. Ich wollte sie einfach teilen, da ich sie eh habe. Ich prüfe die Literaturnotizen nicht auf Rechtschreibung, Sinnhaftigkeit, political correctness oder alles andere, was dich stören könnte. Nimm sie, wie sie sind, und mach was draus.

Autor: Robert Greene
Titel: Perfekt (orig: Mastery)

Worum geht`s?

Robert Greene untersucht in diesem Buch Meisterschaft, darum, wirklich herausragend in dem zu sein, was wir tun. Er untersucht das Leben von echten Meistern aus verschiedenen Bereichen und zeigt uns, dass sie nicht übernatürlich begabt sind. Stattdessen haben sie Jahre investiert, um ihre Fähigkeiten zu perfektionieren.

Das Buch steckt voller inspirierender Geschichten und praktischer Ratschläge. Greene erklärt, dass der Weg zur Meisterschaft harte Arbeit, Ausdauer und Engagement erfordert. Es geht darum, unsere Leidenschaft zu finden und sie mit einer unerbittlichen Hingabe zu verfolgen.

Er betont auch die Bedeutung des Lernens von den Besten und das Studium der Vergangenheit. Indem wir die Prinzipien der Meister verstehen, können wir sie auf unsere eigene Reise anwenden.

„Mastery“ zeigt uns, dass jeder von uns das Potenzial hat, ein Meister in seinem Bereich zu werden. Es ermutigt uns, unseren eigenen Weg zu gehen, Hindernisse zu überwinden und nach kontinuierlicher Verbesserung zu streben.

Meine Literaturnotizen

  • Unser Gehirn ist das Ergebnis von sechs Millionen Jahren Entwicklung. Mehr als alles andere hat uns diese Evolution dazu befähigt, Meisterschaft zu erlangen.
  • Tiere sind permanent in der Gegenwart gefangen. Sie können aus zurückliegenden Ereignissen lernen, aber sind schnell von dem abgelenkt, was vor ihnen liegt. Langsam haben unsere Ahnen das geändert, waren in der Lage, länger auf die Dinge zu schauen, ohne abgelenkt zu sein. Sie konnten Muster erkennen, vorausschauen, verallgemeinern.
  • So genannte Spiegelneuronen feuern in unseren Gehirnen nicht nur, wenn wir selbst eine Handlung ausführen, sondern auch, wenn wir jemanden beobachten, der dies tut. Handeln und beobachten hat den gleichen Effekt im Gehirn. Die Affen, an denen dies herausgefunden wurde, konnten sich in andere hineinversetzen und deren Bewegungen nachvollziehen, als wären es ihre eigenen.
    Meine Notiz: Deshalb macht es Sinn guten Spielern zuzuschauen.
  • Menschen empfinden Werkzeuge als Erweiterung, als Teil ihres Körpers, nicht als Fremdkörper. Das ermöglicht uns solch eine gute Kontrolle über sie.
    Meine Notiz: Billardqueue!
  • Zeit ist ein essentieller Bestandteil, um Meisterschaft zu erlangen. Nur über den Verlauf der Zeit kann man üben, kann sich das Gehirn weiter und weiter entwickeln.
  • Je mehr wir uns auf Talent, Beziehungen oder magische Formeln verlassen, denken, wir könnten Schritte überspringen, desto mehr sabotieren wir unsere natürlichen Kräfte. Wir werden Sklaven der Zeit, werden schwächer, unfähiger, unsere Karriere in einer Sackgasse. Wir werden zu Gefangenen der Meinungen und Ängste anderer.
  • Wir können uns jederzeit entscheiden, unseren Umgang mit der Zeit zu ändern und sie für uns arbeiten zu lassen, indem wir unsere schlechten Angewohnheiten und Passivität umkehren. Wie eine Rückkehr zu unserer tiefen Vergangenheit als Menschheit. Unsere Umwelt hat sich geändert, aber unsere Gehirne sind die gleichen mit ihrer Fähigkeit, zu lernen, sich anzupassen und die Zeit zu meistern.
  • Alle Meister haben eine ähnliche Geschichte. Sie hatten von Anfang an, seit ihrer Kindheit und Jugend, einen starken Drang, ein bestimmtes Thema komplett zu durchdringen. Oft verbunden mit einer zufälligen Begegnung, die es ihnen erlaubte, herauszufinden, wie sie ihre Leidenschaft ausleben konnten. Eine Lehre, in der sie härter übten und sich schneller entwickelten, alles von ihrem Drang, zu ihrem Bereich eine tiefe Verbindung aufzubauen. Das ist tatsächlich angeboren: Nicht das Talent, eine bestimmte Tätigkeit auszuführen, sondern dieser starke Drang, alles über eine Sache wissen zu wollen.
  • Wir überbewerten in unserer Gesellschaft das Denken und intellektuelle Fähigkeiten als Schlüssel für Erfolg. Stattdessen ist es eine emotionale Qualität, die Meister von anderen unterscheidet. Verlangen, Geduld, Durchhaltevermögen und Selbstbewusstsein sind viel wichtiger als intellektuelle Fähigkeiten. Motiviert und energiegeladen können wir alles erreichen. Gelangweilt und ruhelos schalten wir unsere Gehirn aus und werden passiv.
  • Weil der Zugang zu Wissen und Informationen zu vielen Bereichen früher nur einer kleinen Gruppe zugänglich war, denen, die der richtigen Klasse, Geschlecht, ethnischer Gruppe angehörten, gab es früher nur wenige „Genies“, weil die meisten gar keine Möglichkeiten hatten, Meisterschaft zu entwickeln. Heute ist das anders. Heute haben wir alle die Möglichkeit, unserem inneren Antrieb zu folgen, Meisterschaft zu erlangen.
  • Unsere Welt ist zunehmend komplex und nicht mehr zu überschauen für den Einzelnen. Eine natürliche Reaktion darauf ist es, seinen Einflusskreis zu verkleinern, passiv zu werden, um das Gefühl zu erhalten, die Kontrolle zu haben. Je weniger wir machen, desto weniger können wir falsch machen. Manche treiben das so weit, dass sie ihre Passivität zu einer Masche machen, einem positiven Image. Der selbstzerstörerische Künstler wird zum romantischen Bild. Alles, was nach Aufwand oder Disziplin aussieht, wird schlechtgemacht. Nur das Gefühl hinter dem Kunstwerk zählt, jedes Anzeichen für Handwerk oder Arbeit steht diesem Prinzip entgegen.
    Meine Notiz: Ich spiele nur zum Spaß. Ich habe kein Talent.
  • Wenn wir nicht aufpassen, infiziert und diese Einstellung auf subtile Weise. Wir suchen uns einen sicheren Job, verlieren unsere Disziplin und unseren Leistungswillen, hören mehr auf andere als auf uns selbst. Wir können so durchaus erfolgreich sein, aber unser Mangel an echtem Verlangen wird sich immer wieder zeigen. Wir werden zu Robotern. Wir lenken uns durch angenehme Ablenkungen ab, werden passiv, frustriert und deprimiert. Und wir merken nicht, dass es daran liegt, dass wir uns von unserem eigenen kreativen Potential entfernt haben.
  • Die passive, ironische Attitüde ist nicht cool oder romantisch, sondern erbärmlich und destruktiv.
  • Wir besitzen eine innere Kraft, die uns in Richtung unserer Lebensaufgabe zieht, das, wofür wir hier sind. Als Kinder war uns klar, was das ist. Die Kraft hat uns automatisch in die Richtung gezogen, die unseren natürlichen Interessen entspricht, die eine tiefe Neugier in uns geweckt hat.
  • Der erste Schritt zur Meisterschaft geht immer nach innen – herauszufinden, wer wir wirklich sind und uns wieder mit dieser inneren Kraft zu verbinden. Wenn wir das herausgefunden haben, finden wir unseren Karriereweg und alles andere ergibt sich. Und es ist nie zu spät, diesen Prozess anzustoßen.
  • Leonardo da Vinci hat für viele Prinzen oder Herrscher gleichzeitig gearbeitet, als Berater oder Künstler. Er hatte herausgefunden, dass sein Geist am besten funktionierte, wenn er an mehreren Projekten gleichzeitig arbeitete, was ihm erlaubte, alle möglichen Verbindungen zwischen ihnen herzustellen.
  • Er war es gewohnt, für die Langsamkeit seiner Arbeit verspottet zu werden (nachdem ein Projekt komplett gescheitert war deswegen), bereute seine Erfahrungen aber nicht. Er hatte immerhin die Gelegenheit gehabt, seine Ideen in einem großen Maßstab auszuprobieren. Diese Erfahrungen würde er später in anderen Projekten einsetzen. Das fertige Produkt war ihm nie so wichtig; was ihn begeisterte, war die Suche und der Prozess, etwas zu erschaffen.
  • Wir können den Prozess, unserer Lebensaufgabe bis zur Meisterschaft zu folgen, jederzeit beginnen. Diese verborgene Kraft in uns ist immer vorhanden und bereit, aktiviert zu werden.
  • Es geht heute viel um Gleichheit, was wir damit verwechseln, dass alle gleich sein sollen. Was wir aber in Wahrheit damit meinen ist die gleiche Chance für alle, ihre Einzigartigkeit auszudrücken.
  • Geld und Erfolg, die lange halten, erringen nicht die, die sich auf Ziele fokussieren, sondern die, die sich auf Meisterschaft konzentrieren und darauf, ihre Lebensaufgabe zu vollenden.
  • Das Ziel der Lehre (der ersten Phase) ist nicht Geld, eine gute Position, ein Titel, sondern eine Transformation unseres Geistes und Characters. Die erste Transformation auf dem Weg zur Meisterschaft. Wir beginnen eine Karriere als Außenseiter.
  • In der Lehrphase gibt es drei grundlegende Schritte: tiefe Beobachtung (passiver Modus), Erlernen von Fähigkeiten (Übungsmodus) und die Experimentierphase (aktiver Modus).
  • Der größte Fehler, den man in der Lehre begehen kann, ist zu denken, dass man Anerkennung und Aufmerksamkeit braucht.
  • Die Fähigkeit, zu beobachten, wird eine lebenslang wichtige Fähigkeit. Wir ignorieren unser Ego und schauen nach außen anstatt nach innen. Wir werden Dinge sehen, die die meisten nicht sehen, weil sie über sich selbst nachdenken. Wir werden ein Auge für die menschliche Psyche entwickeln und unsere Konzentrationsfähigkeit stärken. Und wir werden darin geübt sein, zuerst zu beobachten und dann zu analysieren.
  • Natürliches Lernen basiert hauptsächlich auf Spiegelneuronen, andere zu beobachten und zu imitieren, dann diese Tätigkeit immer wieder zu wiederholen.
  • Sogar bei intellektuellen Fähigkeiten, wie Programmieren oder eine Sprache lernen, lernen wir am besten durch Übung und Wiederholung. Wir lernen eine Fremdsprache, indem wir sie so viel sprechen wie möglich, nicht, indem wir Bücher lesen und Theorien pauken.
  • Zuerst ist es wichtig, dass wir uns auf eine Fähigkeit konzentrieren, die wir meistern können. Diese dient dann als Grundlage für weitere. Auf keinen Fall sollten wir glauben, dass wir mehrere Fähigkeiten auf einmal lernen können. Zweitens: Die erste Phase beim Erlernen einer neuen Fähigkeit beeinhaltet Ermüdung, Langeweile, Eintönigkeit, Überdruss (orig: „tedium“). Die meisten Menschen denken, dass alles im Leben angenehm sein sollte, was dazu führt, dass sie permanent nach Abkürzungen und Ablenkungen suchen.
  • Wenn wir etwas neues lernen, wird der frontale Kortex aktiviert, um dem Gehirn zu helfen, die neuen Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten. Er wird dabei sogar größer. Wenn wir etwas oft genug wiederholt haben und die Tätigkeit gefestigt und automatisiert ist, wird die Ausführung dieser Tätigkeit in andere Zonen des Gehirns verlegt. Der frontale Kortex hat dann wieder Kapazitäten frei, um neues zu lernen, und nimmt wieder seine normale Größe an.
  • Der Prozess des Verfestigens und Automatisierens kann nicht stattfinden, wenn wir permanent abgelenkt sind und von einer Tätigkeit zur nächsten hüpfen.
  • Es ist besser, zwei bis drei Stunden intensiven Fokus auf eine Fähigkeit zu legen anstatt acht Stunden abgelenkter Konzentration.
  • Sobald eine Tätigkeit automatisch abläuft, haben wir den geistigen Freiraum, uns selbst zu beobachten, während wir üben. Diesen Freiraum müssen wir nutzen, um unsere Schwächen und Mängel zu erkennen – uns selbst zu analysieren.
    Meine Notiz: Die letzten Passagen sind Gold! Zum Thema sein eigener Trainer sein.
  • Konzentriertes Üben wird auf lange Sicht immer zu Resultaten führen.
  • Wenn wir in einem neuen Umfeld sind, ist unsere Aufgabe, so viel zu lernen und aufzunehmen wie möglich. Wir müssen wieder zum kindlichen Gefühl zurück, uns klein zu fühlen – dem Gefühl, dass andere mehr wissen als wir.
  • Wir sind voller Neugier. Dieses Gefühl des Kleinseins wird dazu führen, dass wir uns öffnen und hungrig sind zu lernen.
  • Viele erfolgreiche Menschen machten in ihrer Jugend die Erfahrung, eine Fähigkeit gemeistert zu haben – im Sport, ein Musikinstrument, eine Fremdsprache. In ihrem Geist ist die Erfahrung fest verankert, wie es ist, seinen Frust zu überwinden und den Kreislauf beschleunigter Ergebnisse zu erfahren.
  • Um Meisterschaft zu erlangen, ist Zeit entscheidend. Wenn wir regelmäßig üben, werden über die Tage und Wochen Elemente der neuen Fähigkeit hart in unseren Gehirnen verdrahtet.
  • Dieses Gefühl ist magisch, und Übung wird uns dort hin führen, egal, mit wie viel Talent wir geboren wurden. Die einzigen Einschränkungen entstehen durch uns und unsere Emotionen – Langeweile, Panik, Frust, Unsicherheit. Wir können diese Emotionen nicht unterdrücken, sie sind normal und jeder hat sie, Meister eingeschlossen. Wir können aber dem Prozess vertrauen. Die Langeweile wird verschwinden, sobald wir den Kreis (?) betreten. Die Panik verschwindet, nachdem wir uns der neuen Tätigkeit regelmäßig ausgesetzt haben. Der Frust ist ein Zeichen von Fortschritt – ein Zeichen dafür, dass unser Geist die Komplexität verarbeitet und mehr Übung braucht.
  • Definition eines Hackers: Jemand, der Dinge selbst herausfinden kann, ohne einem Streng vorgegebenen Weg anderer zu folgen.
  • Wenn man diesem Pfad folgt (dem ohne eine formelle Ausbildung), muss man Edisons Beispiel folgen, sich extrem auf sich selbst zu verlassen. Man wird sein eigener Lehrer und Mentor. Man liest mehr Bücher als alle mit einer formellen Ausbildung. Wenn möglich, wenden wir unser Wissen in Form von Experimenten oder Übung an. Wir suchen uns „Mentoren zweiten Grades“ in Form von Figuren des öffentlichen Lebens, die uns als Vorbilder dienen können.
  • Menschen, die sehr aufs Intellektuelle und auf ihr Inneres beschränkt sind, können in ihrem Feld weit kommen; ihrer Arbeit wird aber oft die Kreativität fehlen, eine Offenheit und ein Gespür für Details.
  • Unsere intellektuellen Fähigkeiten auf Kosten der sozialen zu entwickeln, bedeutet, unseren Weg zur Meisterschaft und die volle Bandbreite unserer kreativen Möglichkeiten zu beschränken.
  • Viele Menschen bewahren sich entweder einen kindlichen Geist oder haben viel Disziplin, doch ihnen fehlt das jeweils andere. Meister schaffen es, die beiden Pole Disziplin und einen kindlichen Geist zu vereinen. Greene nennt das Ergebnis einen „dimensionalen Geist“.
  • Der konventionelle Geist ist passiv, er konsumiert Informationen und gibt sie in bekannten Formen wieder. Der dimensionale Geist hingegen ist aktiv, erzeugt aus allem, was er aufnimmt, etwas neues, anstatt es einfach nur zu konsumieren.
  • Die kreative Kraft stirbt nicht wegen unseres Alters oder einem Mangel an Talent, sondern weil wir mit dem, was wir in der Lehre gelernt haben, zu gemütlich wurden. Wir entwickeln Angst vor neuen Ideen und dem Aufwand, den sie erfordern. Das heißt im Gegenzug aber auch, dass wir das Potenzial haben, diesen inneren Funken immer wieder zu entzünden, egal, wie alt wir sind.
  • Das erste Gesetz der kreativen Dynamik lautet: Wie sehr wir uns emotional auf unsere Arbeit einlassen, wirkt sich direkt auf unsere Arbeit aus.
  • Zwei Dinge sind wichtig: Erstens, dass die vor uns liegende Aufgabe realistisch sein sollte. Unser Wissen und unsere Fähigkeiten sollten ausreichen, um die Aufgabe zu meistern. Gleichzeitig sollte die Aufgabe leicht über unseren aktuellen Fähigkeiten liegen, etwas, das wir für ambitioniert halten. Zweitens müssen wir unser Bedürfnis nach Sicherheit und Komfort aufgeben. Wenn wir uns darum sorgen, was andere von uns denken, werden wir nie etwas erschaffen. Wir werden uns unbewusst an Erwartungen anpassen, und unsere Ideen werden schal und flach.
  • Wir sollten uns wie Entdecker sehen: Wir können nichts entdecken, wenn wir den Hafen nicht verlassen wollen.
  • John Keats schrieb über Kreativität: Die Welt um uns herum ist viel komplexer, als wir uns vorstellen können. Wir sehen mit unseren beschränkten Sinnen nur einen kleinen Ausschnitt der Realität. Weiterhin ist alles im Universum einem permanenten Wandel unterzogen.
  • Unser Geist sollte so lange es geht zweifeln und unsicher sein. Während es in diesem Zustand bleibt und sich tief in die Mysterien unseres Universums begibt, werden uns Ideen kommen, die viel dimensionaler (?) und realer sind, als wenn wir uns zu schnell sicher gewesen wären.
  • Wirklich kreative Menschen können zeitweise ihr Ego zurückstellen und einfach nur empfinden, was sie sehen, ohne bewerten zu müssen. Diese Fähigkeit, Mysterien und Unsicherheiten auszuhalten, nennt Keats „negative Fähigkeit“. Diese negative Fähigkeit zu entwickeln, ist die wichtigste Fähigkeit, die man als Kreativer entwickeln wird.
  • In der Kunst und Kultur kreisen unsere Gedanken oft um politische Dogmen oder vorgefertigten Sichtweisen auf die Welt. Wir werden daher oft eher Meinungen ausdrücken als echte Beobachtungen über die Realität.
  • Das Streben nach Gewissheit ist das größte Übel unseres Geistes.
  • Wenn wir mit der negativen Fähigkeit agieren, suchen wir das Unbekannte, zum Beispiel Bücher von uns unbekannten Autoren in unbekannten Feldern oder von verschiedenen Denkansätzen.
  • Der Zufall kann in der Kunst auch eine interessante Rolle spielen. Der Autor Anthony Burgess nahm zufällige Wörter aus einem Wörterbuch und verwendete diese, um die Handlung eines Romans zu entwerfen. Das Ergebnis waren hervorragende Romane mit überraschenden Strukturen.
  • Viele kreative Projekte werden nach der ersten Euphorie langweilig oder zäh. Meister schaffen es, auch in dieser Phase am Ball zu bleiben, während andere aufgeben. Meister haben diese Phasen schon öfters erlebt und wissen, das sie dazugehören. Oft machen sie eine Pause oder beschäftigen sich mit etwas anderem, und dann finden sie fast unausweichlich die Lösung. Es ist sogar so, dass diese Phasen, in denen die Begeisterung nachlässt, notwendig sind, um große Ergebnisse zu erzeugen, weil sie uns zwingen, einen Schritt zurück zu machen und unsere Arbeit kritisch zu betrachten. Es zwingt uns, uns nicht zu schnell mit der ersten Lösung zufrieden zu geben.
  • Wir sollten immer mit Deadlines arbeiten. Wenn wir keine haben, kann unser Gehirn nicht in die höheren Gänge schalten. Unendlich Zeit für eine Aufgabe zu haben, hat einen vernichtenden Effekt auf unsere Arbeit.
  • Wir sollten eine Freude am Schmerz entwickeln, wenn es darum geht, herausragende Ergebnisse zu produzieren, wie ein Sportler, der es lernt, hartes Training zu lieben. Leonardo da Vinci nannte das „ostinato rigore“, zu übersetzen mit sturer Härte oder Strenge oder auch hartnäckigem Einsatz.
  • Unsere Motivation sollte aus der Arbeit selbst heraus kommen, aus dem Prozess. Nicht aus der öffentlichen Anerkennung, die lenkt nur ab.
  • Für den kreativen Prozess brauchen wir als Erstes eine offene Phase, in der alles möglich ist, wir uns unseren Emotionen und dem Unbewussten öffnen. Unser Geist darf unkontrolliert und frei wandern. Damit nutzen wir die assoziativen Fähigkeiten unsere Gehirns. Beschränken können wir uns später, nicht am Anfang. Zweitens brauchen wir ein möglichst breites Wissen über unsere Wissensgebiet und andere Gebiete, damit unser Gehirn mehr Möglichkeiten für Verbindungen hat. Drittens sollten wir uns nie zufrieden geben, als wäre das aktuelle Ergebnis bereits das Ende.
  • Unsere Aufgabe als Kreative ist, die unbewussten und widersprüchlichen Aspekte unserer Persönlichkeit zu erforschen und in der Welt die gleichen Widersprüche und Spannungen zu untersuchen.
  • Wir schauen uns die Gesellschaft als Ganzes und ihre Widersprüche an – beispielsweise, wie eine Kultur, die freie Meinungsäußerung befürwortet, von einem Ruf nach politischer Korrektheit herausgefordert wird.
  • In unserer Lehrzeit sollten wir nicht nur Informationen aufsaugen, sondern sie verinnerlichen und praktisch nutzen. Wir suchen Verbindungen zwischen den verschiedenen Dingen, die wir lernen. Wenn wir Rückschläge erfahren, vergessen wir sie nicht, weil sie uns beschämen, sondern wir reflektieren sie, um herauszufinden, was schiefgelaufen ist und ob es Muster gibt, wie wir Fehler machen.
  • Angesichts der zunehmenden Komplexität der Welt sind viele von uns entmutigt, bevor wir überhaupt angefangen haben. Mehr und mehr Menschen geben auf. Sie wählen stattdessen lieber Einfachheit und Komfort, werden sich einfachen Erklärungen der Welt zuwenden und konventionellen Sichtweisen. Sie werden das Opfer von Formeln, die einfache und schnelle Lösungen vorgaukeln.
  • Eine komplexe Fähigkeit zu lernen, wie zum Beispiel einen Kampfjet zu fliegen, erfordert, dass wir eine Reihe einfacher Fähigkeiten erlernen, eine nach der anderen. Jedes Mal, wenn eine Fähigkeit automatisiert wird, entsteht Platz für die nächsthöhere. Am Ende, wenn alle Fähigkeiten erlernt sind, hat unser Gehirn eine Masse an Informationen gesammelt und verinnerlicht, die jetzt Teil unseres Nervensystems sind. Die komplette, komplexe Fähigkeit ist jetzt Teil von uns. Wir denken, aber auf eine andere Art und Weise – Körper und Geist sind eins. Wir können jetzt instinktiv handeln wie Tiere, aber eben erst, nachdem wir bewusst und zielgerichtet geübt haben. Wir neigen in unserer Kultur dazu, Übung schlechtzumachen. Wir wollen glauben, dass große Fähigkeiten durch Talent zustandekommen. Diese Wertorientierung ist kontraproduktiv – sie lenkt uns davon ab, dass fast jeder sehr gut in etwas werden kann, indem er fleißig übt. Das sollte uns alle ermutigen.