1.3.2020

Wir verlassen Koh Phangan. Das erste Mal verstanden habe ich, dass die Insel anders ist, als Tom mir erklärte, Koh Phangan sei nicht Thailand. Ich hatte zwischenzeitlich auch eher das Gefühl, in Neukölln unterwegs zu sein. Und passend dazu fällt mir zum Abschied ein neuer Name für die Insel ein: Koh Farang.

2.3.2020

Nach zwei Monaten Inselleben eine halbe Stunde in der Großstadt und mir wird klar: Ich bin ein Stadtkind. Ich weiß, Natur tut gut, ich bin gerne in der Natur und will davon mehr in meinem Leben haben. Aber mein natürliches Habitat ist die Stadt.

3.3.2020

Ich laufe ja eigentlich nur in schwarzen T-Shirts und dunklen Hosen rum. Auf Koh Phangan kam ich mir damit inmitten der Elefantenhosen und Batik-Tank-Tops overdressed vor. In Kuala Lumpur gehe ich gleich gekleidet in die dicke Mall an den Petronas-Türmen und fühle mich wie der letzte Schlumpf. Als Minimalist ist man nie richtig gekleidet.

4.3.2020

Das Mittagessen verursacht bei uns beiden Magengrummeln, deshalb bleiben wir den Rest des Tages zu Hause und gucken Filme. Schon Fanta wusste: Spaß ist, was du draus machst.

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5.3.2020

Wir machen eine Übung aus „Designing your Life“, in der es darum geht, Tätigkeiten herauszufinden, bei denen man eine gute Zeit hat. Nach einer knappen Stunde weiß ich, was ich gerne mache: kreativ sein, erschaffen, konzipieren, mit Daten arbeiten, entdecken, Problemlösungen entwickeln, Dinge ordnen und sortieren, auf der Bühne stehen (wobei ich bei letzterem immer dem Herzanfall nahe bin).

6.3.2020

Im PS150, einer coolen Mischung aus Opiumhöhle und Flüsterkneipe. Ich stehe vor dem einzigen Klo, warte, dass es frei wird. Plötzlich spüre ich ein Kribbeln unter dem Shirt. Schüttel es aus, doch es kribbelt weiter. Beim zweiten Anlauf erwische ich den Übeltäter: Eine Kakerlake war an mir hochgekrabbelt, sitzt jetzt ganz harmlos vor mir auf dem Boden.

7.3.2020

Schildbürgerhafte Einkaufserfahrung bei Harvey Norman in Kuala Lumpur. Ich kaufe mir neue Kopfhörer. Im Laden, einem großen Elektronikmarkt, laufen ca. 20 Verkäufer herum und langweilen sich zu Tode. Ich bekomme sogar einen persönlichen Verkäufer zur Seite gestellt, der mit mir in der Schlange steht – und zwar für eine halbe Ewigkeit, da nur eine Kasse besetzt ist. Wer denkt sich so etwas aus?

8.3.2020

Ich schaue endlich mal „The Great Hack“, den Film über Cambridge Analytica, Facebook, Trump, Brexit. Danach will ich im Affekt erst mal Facebook, Instagram, WhatsApp, YouTube und Gmail löschen. Aber mal im Ernst: Was machen wir jetzt damit?

9.3.2020

Dirty Money auf Netflix, die Folge über Donald Trump. Dass er ne Knalltüte ist, ist kein großes Geheimnis. Doch das wahre Ausmaß war mir nicht klar, was für ein Hochstapler, Versager und Schauspieler er wirklich ist. Und was es über ein Land aussagt, solch eine Luftpumpe zum Präsidenten zu wählen.

10.3.2020

Wir kommen spät abends im Regen auf Bali an, ein leicht windig aussehender Typ mit grünen Haaren empfängt uns, um uns auf dem Parkplatz des Flughafens unsere Roller zu übergeben. Vor uns liegt eine Stunde Fahrt nach Ubud. Am Horizont Blitze. Doch der Regen hört auf, mein Airbnb-Gastgeber ist nett und am Ende liege ich wohlbehalten in meinem neuen Bett für die nächsten sieben Wochen.

11.3.2020

Ich bin neu hier, ich kenne mich nicht aus, und das stresst mich. Aber dann erinnere ich mich daran, dass das einfach zu den ersten Tagen dazugehört. Es wird keine zwei Wochen dauern, und ich fühle mich hier wie zu Hause.

12.3.2020

Bali gefällt mir bisher ganz gut. Ich habe ne schöne Unterkunft, die Leute sind nett und es kostet einfach alles halb so viel als auf Koh Phangan. Der Verkehr ist ein bisschen crazy, aber daran gewöhne ich mich auch noch.

13.3.2020

Ich wollte ja mehr meine Standpunkte überprüfen. Heute: Deutschlands Rückständigkeit. Wenn ich ehrlich bin, messe ich die nur anhand der Geschwindigkeit des Internets und der Rolltreppen. Bloomberg scheint da über mehr Informationen zu verfügen: In deren Ranking belegt Deutschland Platz 1 für die innovativste Volkswirtschaft der Welt.

14.3.2020

In Sachen Coronavirus bin ich zwiegespalten: Einerseits mache ich mir Sorgen um die Menschen, für die die Krankheit gefährlich sein kann, um mein Business und um die Widrigkeiten, die die steigenden Restriktionen mit sich bringen. Andererseits bin ich fasziniert und neugierig, wie wir Menschen, wie die Welt mit dieser Herausforderung umgeht und wie die langfristigen Folgen davon sein werden.

15.3.2020

Ich lese „A Guide to the Good Life“ von William B. Irving, ein Buch über die Stoiker. Um wertzuschätzen, was wir haben, sollten wir uns regelmäßig vorstellen, es würde uns genommen. Irving zitiert Seneca, der sagte, wir sollen alles, was uns wichtig und wertvoll ist, nur als vom Schicksal geliehen betrachten. Wir sollen es genießen und dankbar sein, solange wir es haben, aber nicht annehmen, dass es für immer da sei. So entwickeln wir Dankbarkeit für das, was wir haben, und sehnen uns seltener nach immer mehr von dem, was wir nicht haben.

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