16.12.2019

Ich bin total kaputt von der Rollertour nach Pai, schlafe aus und schwänze die Arbeit am Buch. Und obwohl ich mir das vorher gut überlegt habe, brauche ich einen halben Tag, um mich nicht mehr schlecht deswegen zu fühlen.

17.12.2019

Ray Dalio nennt radikale Ehrlichkeit gegenüber sich selbst und anderen als eine der wichtigsten Eigenschaften für ein erfülltes und erfolgreiches Leben. Das spricht mich total an. Ich frage mich nur, wie ehrlich und offen ich mit Dingen umgehen soll, bei denen ich mir gar nicht sicher bin. Äußere ich dann einfach nur meine Zweifel? Das habe ich schon öfters versucht und die Erfahrung gemacht, dass mein Umfeld eher irritiert war und ich zu schnell auf Positionen festgelegt werde, derer ich mir gar nicht sicher bin.

18.12.2019

Je häufiger und länger ich an meinem Buch arbeite, desto einfacher fällt mir die Arbeit daran. Mindestens eine Stunde am Stück brauche ich auf jeden Fall. Dann ist schreiben auch nicht mehr schwer. Andersherum gilt das Gegenteil. Dann ist alles zäh, ich hasse, was ich schreibe, und bin komplett demotiviert. Das darf ich nicht vergessen. Schreiben ist leichter, je mehr ich es tue.

19.12.2019

Ohne wirklich Ahnung von manischer Depression zu haben, kommt mir der Gedanke von gestern wieder in den Sinn. Ich sehe beim Schreiben Parallelen zu manischer Depression: Wenig schreiben = alles hassen = depressiv. Viel schreiben = begeistert sein = manisch. Es ist ja nichts neues, dass Genie und Wahnsinn eng beieinander liegen.

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20.12.2019

Gestern war ich irgendwie grumpy und hatte eine leise Ahnung, dass eine Erkältung im Anmarsch ist. Habe darauf gehört, Sport auf heute verschoben und abends ruhig gemacht. Heute konnte ich dann wieder gut arbeiten und Sport war super. Ich werde immer besser darin, Schwankungen bei Energie und Motivation einzuschätzen und darauf zu reagieren.

21.12.2019

Ich gehe hier in Chiang Mai ja eh schon gerne zur Massage. Aber wenn die Masseurin schnuckelig ist, gehe ich noch viel lieber.

22.12.2019

Gestern waren wir in Boy's Blues Bar. Das ist für mich ein besonderer Ort. Hier saß ich 2012, hatte gerade all meinen Besitz weggegeben und war nach Asien gegangen, ohne Rückflugticket. Damals kannte ich keine Sau, die das auch gemacht hätte, und ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet. Am dritten Tag bin ich in diese Bar gestolpert, sah Boy in seiner Band die feinste Bluesgitarre spielen, nuckelte an meinem Leo und fühlte mich wie ein König. Ich saß da und verstand, dass ich alle möglichen verrückten Dinge ausprobieren durfte und vom Schicksal dafür belohnt werden würde.

23.12.2019

Und ich muss es nochmal sagen, weil ich das Gefühl habe, dass ich in den letzten Wochen etwas wirklich verstanden habe: Gegen Angst vorm Schreiben oder gegen den Unwillen zu schreiben hilft nur: schreiben. Das habe ich schon vorher gewusst – es gibt nichts Gutes, außer, man tut es – aber intellektuell verstehen und wirklich verstehen sind zwei verschiedene Paar Schuhe.

24.12.2019

Ich höre “Jingle Bells” über die Straße schallen, welches sich lieblich mit dem Krähen der Hähne und dem Knattern der Mopeds in meiner Gasse vereint. Und dann stelle ich mir vor, wie sich hier eine Gruppe wütender Thais gründet, Thaigida oder, obwohl das etwas sperriger klingt, PThaGCS: Patriotische Thais gegen die Christianisierung Siams.

25.12.2019

Wenn ich heute meinem 20-jährigen Ich begegnen würde, würde ich ihm raten, weniger Angst vorm Scheitern, vorm Fehler machen zu haben und davor, dass ihm dabei jemand zusieht. Ich frage mich, was mir mein 60-jähriges Ich aus der Zukunft heute raten würde. Vielleicht das Gleiche?

26.12.2019

Ich kann nicht annähernd beschreiben, wie viele anregende Gespräche ich in den letzten 36 Stunden geführt habe. Wir sind in einem Holzhaus in den Bergen und hängen den ganzen Tag einfach nur ab, lesen, dösen, reden. Was für ein besinnliches Weihnachtsfest!

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27.12.2019

Morgen ist der traditionelle Jahresrückblick mit Matthias und Christian. Heute bereite ich mich darauf vor, gehe mein Jahr gedanklich durch, nach Kategorien sortiert. Es war ein anstrengende Jahr, aber auch ein sehr gutes, was zu einem Freud-Zitat passt, das ich heute bei Mark Manson gelesen habe: "One day, in retrospect, the years of struggle will strike you as the most beautiful."

28.12.2019

Sowohl bei Ray Dalio als auch bei Mark Manson lese ich, dass es gut ist, die eigenen Standpunkte ständig anzuzweifeln oder etwas milder ausgedrückt, zu hinterfragen. Ray Dalio sagt, dass er nicht erfolgreich ist wegen den Dingen, die er weiß, sondern wegen denen, die er nicht weiß. Ich glaube, ich kann in Diskussionen sehr entschieden und festgefahren sein, wenn ich überzeugt von einem Aspekt bin. Ich will mich mal darin üben, meine eigenen Standpunkte mehr anzuzweifeln.

29.12.2019

Ich gebe meinen Roller ab, weil ich morgen nach Malaysia fliege. Es fühlt sich ein bisschen so an, wie sich die Beine amputieren zu lassen.

30.12.2019

Ankunft auf Langkawi. Wir haben mit rund 15 Leuten ein Haus gemietet. Pool, bequeme Zimmer, Garten, direkt am Reisfeld. Der Kühlschrank ist voll. Drei Tage dieses Luxus kosten mich so viel, wie ich mit drei Stunden Arbeit verdiene. Ich frage mich, wie es wäre, wenn ich hier als Sohn eines Reisbauers aufgewachsen wäre. Für den sind wir die Reichen.

31.12.2019

Es ist fünf Minuten vor zwölf. Das Jahrzehnt geht zu Ende und ich denke zurück an Sylvester vor zehn Jahren. Wenn ich mich recht erinnere, war es ein verschneite Sylvester und wir lieferten uns eine einstündige Schneeballschlacht mit wildfremden Leuten an der Lohmühlenbrücke in Neukölln. In den zehn Jahren seitdem ist viel passiert. Ich habe mich weiterentwickelt und bin richtig glücklich damit. Ich bin gespannt, was die nächsten zehn Jahre bringen. Frohes neues Jahr!