Wie geht’s?
Ganz gut. Ich bin nach wie vor sehr diszipliniert, stehe früh um sechs auf und arbeite bis acht Uhr an meiner Schreiberei. Danach bin ich mit meiner „normalen“ Arbeit beschäftigt und bekomme gut was weggeschafft. Es bleibt zwar immer mehr übrig, als ich schaffe, aber ich bin produktiv und fleißig. Nach fünf Tagen davon bin ich am Wochenende aber echt erledigt und gönne mir die Zeit, mich zu erholen.
Wie steht’s?
Wörter: 16.544 von 80.000
Verbleibende Tage bis zum „Shitty First Draft“ (31.12.2018): 145
Auch ganz gut. Der Plan ist, bis zum 31.12.2018 meinen „Shitty First Draft“ fertig zu haben. Das finde ich ein fantastisches Bild. Ich habe es aus dem Buch „Bird by Bird“ von Anne Lamott:
„Now, practically even better news than that of short assignments is the idea of shitty first drafts. All good writers write them. This is how they end up with good second drafts and terrific third drafts.“
(Anne Lamott, Bird by Bird: Some Instructions on Writing and Life).
Was denkst Du?
Es gibt ein Zitat, welches so oder ähnlich einigen Schriftstellern zugeschrieben wird: „Schriftsteller mögen es nicht zu schreiben. Sie mögen es, geschrieben zu haben.“ Ich würde dieses Zitat ergänzen um „Sie mögen es noch mehr, Vorschusslorbeeren einzusammeln“. Doch diese sind ein süßes Gift. Nach meiner Ankündigung, am 29.4.2019 meinen Roman zu veröffentlichen, habe ich ungeheuer viel Lob und Anerkennung bekommen. Das fühlte sich fantastisch an und ich bin wirklich dankbar dafür. Gleichzeitig kam es mir auch unverdient vor, nur für eine Ankündigung so viel Anerkennung zu bekommen. Ich hatte ja noch nicht viel geschrieben und ich habe schnell gemerkt, dass ankündigen echt einfacher ist als schreiben.
Nach einem emotionalen Hoch durch die Anerkennung kam ein Loch, weil ich in meinem Text nicht weitergekommen war. Es folgte die einfache Erkenntnis: Schreibe ich, mache ich mich glücklich. Schreibe ich nicht, ist der Rest des Tages eine Qual, weil eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf mir sagt, dass ich meine wichtigste Aufgabe des Tages nicht erfüllt habe. Es gibt also ein einziges funktionierendes Rezept: Ich muss schreiben. Es ist egal, ob es gut ist. Es kann der größte Schrott auf Erden sein. Aber ich muss meine 500 Wörter schreiben.
„Write or nothing“ funktioniert wirklich. Wenn ich schreibe, mich einfach ransetze und loslege, egal, ob es was taugt, dann entstehen gute Ideen. Dann bekomme ich das Gefühl, dass das wirklich was werden könnte mit mir und dem Roman. Wenn ich mir stattdessen erlaube, etwas anderes zu tun, nicht schreibe, wachsen die Zweifel. Nicht nur daran, ob ich meine 80.000 Wörter und die Geschichte fertig bekommen werde, sondern auch, ob es gut werden wird. Dann ist alles hölzern, weil ich in den wenigen Momenten des Schreibens zu perfekt schreiben will, einfach nur meine Wortanzahl schaffen will, anstatt es einfach fließen zu lassen. Ich muss in dieser Phase des Schreibens einfach raushauen, viel Text, schreiben, schreiben, schreiben. Überflüssiges wegwerfen oder redigieren kann ich später.
Das ist auch der Grund, warum ich erst einmal keine längeren Textpassagen herzeigen und zur Diskussion stellen werde. Ich muss erst einmal schreiben und dabei auch die Sicherheit haben können, dass niemand den Schrott lesen kann, den ich dabei fabriziere. Einzige Textschnipsel gibt es vielleicht mal auf Instagram, Facebook oder hier im Newsletter.
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